Es vergeht inzwischen kein Tag, an dem nicht Personalabbau, Sparprogramme, Werksschließungen und Entlassungen angekündigt werden. Die Region Stuttgart mit ihrer starken Ausrichtung auf‘s Automobil und den vielen Zulieferern ist davon besonders stark betroffen (Mercedes, Daimler Truck, Porsche, Bosch, Mahle etc.). Hier sollen von rund 240.000 Arbeitsplätzen in der Auto- und Zuliefererindustrie 83.000 Stellen vernichtet werden, also mehr als jede 3. Stelle fällt bis 2040 weg.
Allein innerhalb der Automobilbranche wurden binnen eines Jahres bundesweit 51.500 Stellen abgebaut, und ein Ende ist nicht in Sicht. Das bedeutet, dass rund 7 Prozent der Stellen abgebaut wurden. Keine andere Branche hat in diesem Zeitraum mehr Jobs abgebaut. Die Automobilindustrie blieb allerdings mit 1,6 Prozent weniger Umsatz über dem Durchschnitt, aber baute dennoch überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze ab, insbesondere um ihre hoch angesetzten Profit-Margen zu realisieren. Auch wenn sich die Profite halbiert haben, machen die deutschen Autobauer nach wie vor fast 5 % Gewinn. Sie jammern aber, wie wenn sie kurz vor dem Zusammenbruch wären.
Die Rüstungsindustrie bietet sich in dieser Situation als scheinbarer Retter an. Statt Eisenbahnwaggons sollen Panzer, statt Autos Militärfahrzeuge oder Waffen gebaut werden. Unternehmen wie Porsche, Daimler Truck, Motorenhersteller Deutz oder Maschinenbauer Trumpf wollen ins Geschäft mit dem Kriegsgerät einsteigen. Rüstungsfirmen wollen Automobilstandorte übernehmen. Auch Arbeitskräfte werden über Abkommen in die Rüstungsindustrie verschoben. Die Rüstungsindustrie boomt und ermöglicht Höchstprofite. Weil Profite in anderen Branchen zurückgehen, wechselt das Kapital die Branche. Konversion ist plötzlich eine der leichtesten Übungen der Konzernherren. Jahrzehntelang haben sie behauptet, Konversion hin zu ziviler Produktion sei nicht machbar. Geht es um die Profite der Fabrikherren, wird sie zum Kinderspiel.
Klar ist, dass nur ein kleiner Teil derer, die den Job verlieren, in der Rüstungsproduktion gebraucht werden. Klar ist auch, dass Rüstungsproduktion sich nur für die Rüstungskonzerne lohnt. Für die Kolleginnen und Kollegen bedeutet es Elend und Tod, wenn die Produkte zum Einsatz kommen. Nicht die Reichen werden in den Krieg ziehen, es sind immer die abhängig Beschäftigten, die einberufen und in den Tod geschickt werden.
Wir wollen in der Region Stuttgart nicht zum Rüstungshotspot werden. Wir wollen Transformation, aber richtig herum: Weg von der Produktion für Rüstung und Tod, hin zur Produktion von gesellschaftlich nützlichen und notwendigen Gütern. Lasst uns gemeinsam diskutieren über unsere Erfahrungen, über Alternativen und wie wir gemeinsam den Widerstand gegen einen Rüstungshotspot in unserer Region aufbauen können.
Mittwoch, 15. Oktober 2025 um 19 Uhr
bei DIDF, Bad Cannstatt, Marktstr. 61A (Seitensträßchen)
mit Anne Rieger, ehem. Bevollmächtigte IG Metall Waiblingen
Veranstalter:
Zukunftsforum Stuttgarter Gewerkschaften, Metallertreff, DIDF (Föderation Demokratischer Arbeitervereine) Stuttgart, Friedenstreff Stuttgart-Bad Cannstatt