Keine Rücknahme des Tarifabschluss Textile Dienste

Vor einem Monat erst wurde der Tarifvertrag für Textile Dienste von der IG Metall abgeschlossen. Und jetzt wird die Tariferhöhung um 12 Monate verschoben. Die Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften (VKG) verurteilt diese Verschiebung auf das Schärfste.

Am 28. Februar wurde für die ca. 23.000 Beschäftigten in den tarifgebunden Betrieben der Textilen Dienstleistungen ein Tarifabschluss durchgesetzt. Ab 1. März 2020 sollte es 2,5 Prozent mehr für alle Beschäftigten geben, mindestens jedoch 50 € im Westen und 60 € im Osten, ab 1. August 2021 nochmals 2 Prozent mehr mit den gleichen Mindestbeträgen. Dies wären in 2 Stufen 100 bzw. 120 € mindestens gewesen. Nicht viel für diese eh schlecht bezahlte Arbeit für die Reinigung und Wiederaufbereitung (Reparieren, Erneuern) von Textilien, was sie im Übrigen auch für Krankenhäuser, Gesundheitspraxen, Heime usw. erledigen. In den unteren 3 Lohngruppen (insgesamt 7 LG) liegt der Monatslohn unter 2000 Euro (westliche Bundesländer) für gewerbliche ArbeitnehmerInnen, in den östlichen gibt es erst ab LG 5 mehr als 2000 €. Da hätten die 50 € bzw. 60 € angesichts der steigenden Mieten und Preise, insbesondere jetzt auch seit der Pandemie, eine kleine Erleichterung verschafft.

Die Erklärungsfrist nach dem Tarifabschluss war leider noch nicht abgelaufen. Dies hat die Kapitalseite gleich genutzt, um den Tarifvertrag zu Fall zu bringen. Von der IGM wurde in der Nachverhandlung erreicht, dass das Kurzarbeitergeld durch eine Zuzahlung der Arbeitgeber auf 80 Prozent aufgestockt wird und ein Solidarfond für besonders Belastete eingerichtet wird. Was vom Abschluss nicht angegriffen wird, so zumindest nach aktuellem Stand, sind die Vereinbarungen zur Arbeitszeit. In 3 Stufen wird die Arbeitszeit von 39 Stunden bis 1.1.2023 auf 37 Stunden pro Woche abgesenkt.

Während alle von Zusammenhalt und Zusammenstehen reden, greift das Kapital an. Sie wissen, dass es schwer sein würde, jetzt einen Streik zu organisieren in einer Branche, die wenig kampferfahren ist. Solidaritätsaktionen wären schwierig. Zudem sind ein Teil der Betriebe vermutlich unterausgelastet (Hotels, Gaststätten), andere überausbelastet, was den Unternehmen gute Möglichkeiten zur Spaltung und Organisierung von Streikbruch erlauben würde.

Es ist enttäuschend, wie defensiv die IG Metall auf diesen Angriff reagiert. Warum wird das nicht so skandalisiert, dass es in die Medien kommt? Warum keine Bilder und Berichte über die Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen? Die IG Metall bleibt damit bei ihrem Kurs der Rücksichtnahme auf die Interessen der Konzerne. Dies hat sich schon vor der Pandemie gezeigt mit ihrem Moratorium für die Metall- und Elektroindustrie und wird hier fortgesetzt.

Alle arbeitenden Menschen sollten das als Warnschuss verstehen, was uns blüht, wenn die Corona-Epidemie nachlässt und die allgemeine Krise des Kapitalismus sich weiter verschärft.

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