Aktive Mittagspause an vier Helioskliniken gleichzeitig in Bayern

Wir dokumentieren hier einen Bericht der Unabhängigen Betriebsgruppe am Amperklinikum Dachau über die aktive Mittagspause an 4 Standorten am 12.11.2025:

 

 

Dachau, 12.11.2025

Heute um 12:30 Uhr gab es eine Aktion an den vier oberbayerischen Helios Klinken in Dachau, Markt Indersdorf, Pasing und Perlach gleichzeitig.

Hintergrund ist, dass der Helios Konzern die Bettenreinigung auflösen will bzw. bereits aufgelöst hat. Die Region Süd ist mit der Umsetzung als letzte dran, was bedeutet, dass ab Januar das Stationspersonal das Putzen von Betten, Nachtkästchen und Schränken übernehmen soll – ein konkreter Zeitpunkt wird wie üblich nicht genannt. Bereits 2023 wurden die Abteilungen des gesamten Catering und des Patient*innenfahrdienstes aufgelöst, die Kolleg*innen gekündigt, sofern sie nicht in der Lage waren eine einjährige Ausbildung zur Pflegehilfskraft zu machen.

Die Aktion wurde als Aktive Mittagspause aufgezogen, das heißt die Kolleg*innen nehmen ihre Pause, um zu protestieren. Nach einer ersten Aktiven Mittagspause in Dachau am 28.08.25, organisiert von aktiven Beschäftigten selbst, war nun der Plan noch eins drauf zu setzen.

Wir haben Kontakt nach Pasing und Perlach hergestellt und waren uns schnell einig, dass wir jetzt etwas in Bewegung setzen müssen. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der Helios Konzern keinerlei Maß erkennen lässt, was körperlich leistbar ist. Vielmehr scheint es der Konzernführung letztendlich auch völlig egal zu sein.

Viele sprachen sich dafür aus es unter dem Schutz der Gewerkschaft laufen zu lassen, da bei der Aktion in Dachau die obligatorischen Einschüchterungen der Geschäftsführung nicht ausblieben. Und so wandten wir uns an verdi. Da es eine überbetriebliche Aktion war musste die Landesfachbereichsebene um „Erlaubnis“ gebeten werden. Was etwas zu lange gedauert hat, aber schließlich konnten wir unser Vorhaben umsetzen. Und nicht nur das. Die Aktiven der Dachauer Betriebsgruppe haben den Inhalt des Aufrufs komplett gestaltet, so konnten wir beim Motto der ersten Aktion bleiben: „NEIN zum Betten putzen! NEIN zum Helios Sparkurs!“ Neben dem Overkill des Bettenputzens soll dies verdeutlichen, dass alle Berufe im Krankenhaus von den Einsparungen des Konzerns betroffen sind. Auch die Pressemitteilung wurde inhaltlich bestimmt.

In Dachau standen über 50, in Markt Indersdorf 25, in Pasing 70, in Perlach 20 Kolleg*innen gleichzeitig auf der Straße, um dem Konzern klar zu sagen, was wir von ihren Einsparen halten. Es beteiligten sich in Dachau neben den Betroffenen auf den Stationen auch die Notaufnahme, Physiotherapie, natürlich Auszubildende und auch der Hol und Bringdienst schaute vorbei. Die einzelnen Kliniken hatten Banner mit der Aufschrift NEIN – jede Klinik mit einem anderen roten Buchstaben des NEIN – flankiert von Schildern, wozu wir alles nein sagen: „Betten putzen“, „keine Pause“, „Sparkurs“, „viel Profit kein Personal“. Die Teilnahme von Kolleg*innen, die nicht vom Putzen betroffen sind, macht uns besonders froh.

Das ist eine Solidarität, die wir alle dringend benötigen und die durch jahrelangen Druck und unhaltbare Arbeitsbedingungen erst wieder Anfang des Jahres aufgebaut werden musste.

Die jährlichen Sparkurse machen sich bezahlt. So erwirtschafteten allein Dachau und Indersdorf im letzten Jahr 13 Millionen Gewinn, fast vier Millionen mehr als 2023, und dennoch soll jedes Jahr weiter gespart werden. Es ist Profit, der im wahrsten Sinn auf unser aller Rücken gemacht wurde. Geld, das an den Konzern und den Mutterkonzern Fresenius SE geht, während an den Kliniken an Geräten, Reparaturen, Soft- und Hardware, Medikamenten, Wäsche, Essen, Verschleißteilen usw. gespart wird. 2024 wurden bundesweit Stellen in der Verwaltung abgebaut – es handelte sich um vergleichsweise privilegierte Beschäftigte. Das Gegenteil von privilegiert trifft auf die Kolleg*innen der Stationen zu. Patient*innen versorgen, geschweige denn überwachen ist seit 2023 schon nicht mehr möglich. Unsere alltäglichen Tätigkeiten sind in der Summe solche, für die man im Prinzip keine Ausbildung mehr benötigt. Jeder Mensch weiß, wie man Tee kochen, Wasser abfüllen, Betten schieben kann. Während andere Kliniken Fachkräfte suchen werden wir prekarisiert.

Üblicherweise melden Kliniken sich von der Rettungsleitstelle ab, wenn sie voll belegt sind. Bei Helios in Dachau und Pasing werden auch Patient*innen aufgenommen, selbst wenn gar keine Bettplätze mehr vorhanden sind. Das bedeutet, dass Patient*innen ein bis sechs Stunden auf Stühlen auf dem Gang warten bis ein Platz frei wird. Oder auf einer Liege aus der Notaufnahme liegen, wenn sie gar nicht sitzen können. Es gibt auch zu wenig Betten im rein physischen Sinne. Tagtäglich muss sich im gesamten Klinikum auf die Suche nach Betten gemacht werden – oder Rollstühlen, oder Besteck, Teller, Wasserkannen, Medikamente, Kleidung für uns Beschäftigte usw. usf.

Das kommt dabei heraus, wenn man die gesundheitliche Daseinsvorsorge in die Hände von Konzernen legt, welche durch knallharte kapitalistische Verwertungslogik mit kranken Menschen ihre Gewinne einfahren. Davon hat niemand etwas – weder wir Beschäftigte noch die Angehörigen und schon gar nicht die Patient*innen, deren Gesunden schon lange nicht mehr im Vordergrund steht. Nur der Konzern steht überheblich siegessicher da und denkt, man könne immer weiter ausquetschen und nebenbei ein paar Widersprüche aussitzen. Da irren sie sich und das bedeutet, dass es weiter gehen wird. Sie werden sehen wie.


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