Dem Trend der sinkenden Reallöhne in der Tarifrunde Einhalt gebieten

aus dem Flyer des Stuttgarter Metallertreffs:

Seit letztem Jahr fordert die IG Metall für ihre verschiedenen Branchen tabellenwirksame Erhöhungen in der Größenordnung von 8 % pro Jahr. Die Abschlüsse sind meist für rund 2 Jahre, nicht wie gefordert für ein Jahr, und die Erhöhungen bewegen sich für das 1. Jahr bei rund 5 %, für das 2. Jahr bei rund 3 %. So wurde dies z.B. auch Anfang des Jahres für die Beschäftigten in der Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie in Baden-Württemberg vereinbart. Für die laufende Textil-Tarifrunde werden 8,5 % gefordert. Wir müssen uns die Frage stellen, ob dies ausreichend ist bzw. was die richtige Forderung für die Tarifrunde Metall/Elektro mit fast 4 Mio. Beschäftigten ist. Immerhin geht von dieser größten Branche eine Signalwirkung für andere Branchen aus. Geplant ist eine Befragung der Beschäftigten. Bis Anfang Juli wollen die Tarifkommissionen und der Vorstand der IGM die Forderung be-schließen. Deshalb braucht es jetzt die Diskussion in den Betrieben und den Vertrauenskörpern.

Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre wieder ausgleichen!
Wenn wir die Tariferhöhungen der vergangenen Jahre anschauen, haben wir seit 2018 gerademal 12,8 % tabellenwirksame Erhöhungen bekommen. Die offizielle Inflation summiert sich aber in dieser Zeit auf ca. 24 %. Also fast doppelt so hoch, wie die Lohnsteigerungen. Deshalb braucht es dieses Jahr eine hohe Forderung und einen hohen Abschluss, um die Kaufkraftverluste der letzten Jahre wieder auszugleichen. In vielen Branchen (ÖD, Post, Bahn, Süßwarenindustrie, Bau) gab es Forderungen in der Größenordnung zwischen 10 bis 15 %, bzw. zwischen 500 und 650 €. Auch bei Metall/Elektro braucht es eine Forderung in dieser Höhe. In vielen Branchen konnten Mindestbeträge oder auch die überdurchschnittliche Anhebung der unteren Lohngruppen durchgesetzt werden. Das sollte bei Metall/Elektro auch erreicht werden, haben es die unteren Entgelt-gruppen doch bitter nötig, mehr Lohn zu bekommen, um nicht in Armut abzurutschen. Aber auch kämpferische Aktionen und Streiks sind wichtig und notwendig, damit ein guter Abschluss durchgesetzt werden kann und der Trend der Reallohnsenkungen umgekehrt wird. Selbst bei der IG Chemie, die seit über 50 Jahren nicht mehr gestreikt hat und einen sozialpartnerschaftlichen Kurs fährt, gibt es Druck von der Basis, den Kuschelkurs mit den Arbeitgebern zu beenden. Diesen Druck braucht es auch in der IG Metall. Zu oft hat der IGM-Vorstand Tarifrunden zu früh abgepfiffen und damit das Ergebnis verschlechtert. In der letzten Tarifrunde war bereits eine deutlich spürbar höhere Beteiligung von KollegInnen bemerkbar und es war meist auch eine kämpferische Stimmung spürbar. Dies gilt es zu verstärken.

Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich

Dieses Jahr feiern wir das 40jährige Jubiläum des Kampfes um die 35-Stundenwoche. Damals ging es darum, die Arbeitslosigkeit in der Gesellschaft zu bekämpfen, die „Arbeit umzuverteilen“, vor allem weil in den Metallbranchen eine hohe Rationalisierung stattfand. Auch jetzt steht in dieser Branche massiver Personalabbau bevor! Der Grund: Die sogenannte „Transformation“ und Digitalisierung. So sind z.B. bei Mercedes in Untertürkheim bereits 3500 bis 4000 Arbeitsplätze abgebaut worden, auch bei Bosch Mobility Solutions sind in den vergangenen 4 Jahren 4.000 Stellen abgebaut worden. Bosch hat angekündigt, in verschiedenen Sparten insgesamt 7000 Stellen abzubauen. Bei Porsche in Zuffenhausen werden die Verträge von mindesten 1000 Befristeten nicht verlängert. So wollen allein ZF, Conti und Bosch in den nächsten Jahren 27.000 Stellen abbauen. Weitere Arbeitszeitverkürzungen (AZV) durchzusetzen ist deshalb dringlich, um der angekündigten Arbeitsplatzvernichtung ein richtiges Ziel entgegen zu setzen. Die Erfahrungen von 1984 lehren: mit AZV kann Personalabbau verhindert werden. An diesem Kampf von damals müssen wir ansetzen (siehe auch S. 4 – Einladung zur Zeitzeugenveranstaltung). Es wird nichts nützen, wenn wir zu kleine Schritte von kürzeren Arbeitszeiten vereinbaren und auch nicht, wenn wir Wahlmöglichkeiten zwischen Zeit und Geld fordern oder mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit. Es braucht AZV für alle bei vollem Lohnausgleich, ggfs. auch bei vollem Personalausgleich, am besten die 30-Stundenwoche. Es braucht einen gesamtgesellschaftlichen Kampf in einem breiten Bündnis.

Weitere Themen im Flyer:

Der historische Sieg der UAW
Bündnis mit den Rüstungsmonopolen? NEIN! Niemals!
Kampf für die 35-Stundenwoche feiert 40 jähriges Jubiläum – Zeitzeugen berichten über ihre Erfahrungen und was wir daraus lernen können

Flyer:

Flyer MT Nr 2 2024

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