Solidarität ist unsere Stärke – Gemeinsam Streiken notwendig
Vielen Kolleginnen und Kollegen steht das Wasser bis zum Hals. Die Kriegs- und Krisenlasten, die auf die Beschäftigten abgewälzt werden, verschärfen die Armut. Die Inflation frisst weiterhin die Löhne auf. Die Verbraucherpreise liegen immer noch bei ca. 9 %, bei Grundnahrungsmittel um 20 %. Die daraus resultierenden Wohlstandsverluste sind längst auch bei Facharbeitern angekommen. 16,9 % der Menschen in unserem Land gelten als arm, das ist mehr als jeder sechste, das sind 14,1 Mio. Menschen – ein neuer Höchststand. Wer die Hoffnung hatte, dass die Regierung hier Abhilfe schafft, ist nach einem Jahr Krisenpolitik, „Doppelwumms“ und sogenannten Entlastungspaketen bitter enttäuscht. Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst, bezahlbarer Wohnraum ist fast überall zur Mangelware geworden und Armut ist in vielen Regionen unseres Landes eine Massenerscheinung. Die Leidtragen-den sind die Menschen in den Betrieben, in den Städten und Gemeinden, die nicht nur mit den aktuellen Preisentwicklungen zu kämpfen haben, sondern auch den Wirtschaftskrieg gegen Russland direkt und indirekt bezahlen.
Gleichzeitig konnten große Konzerne Rekordgewinne verbuchen. Nicht nur Rheinmetall und andere Waffenschmieden sind Profiteure von Krieg und Krise. Auch die Autoindustrie und Energiekonzerne fahren satte Gewinne ein. Insgesamt beliefen sich die Gewinne der 100 größten Unternehmen in Deutschland auf stolze 145 Milliarden Euro.
Schere zwischen Arm und Reich
Dagegen, dass die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter auseinanderklafft, helfen weder gute Argumente noch der Ruf nach „Sozialpartnerschaft“. Die KollegInnen in Großbritannien und Frankreich haben es in den vergangenen Monaten vorgemacht, haben branchenübergreifende Streiks bis hin zum Generalstreik von mehreren Millionen (in Frankreich gegen die Erhöhung des Rentenalters von 62 auf 64 Jahre) durchgeführt. Für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen muss man kämpfen. Die einzige Sprache, die die Kapitalseite versteht, ist der Streik.
Diese Erkenntnis scheint sich auch hierzulande immer mehr durchzusetzen. Bereits im Herbst beteiligten sich rund 900.000 Beschäftigte an den Streiks in der Metall- und Elektroindustrie, bei der Post streikten im Februar und März 100.000 von 160.000 Beschäftigten für 15 % mehr Lohn, im Öffentlichen Dienst streiken seit vielen Wochen Hunderttausende für 10,5 %, mindestens 500 Euro. Auch bei der Bahn nimmt die Tarifrunde und die Streiks Fahrt auf für 650 Euro mehr im Monat. Im Handel wurde Ende März eine Forderung von 13 % für die Beschäftigten des baden-württembergischen Groß- und Außenhandels beschlossen. Da beginnen die Verhandlungen im Mai.
Alles keine überzogenen Forderungen, sondern angesichts der immer noch hohen Inflation mehr als berechtigt und notwendig, um die Absenkung der Reallöhne zu verhindern. Eine Bündelung dieser Kämpfe und unsere Solidarität ist wichtig, damit kann mehr Kraft entfaltet werden. Leider haben die bisherigen Abschlüsse (Chemie, Metall/Elektro, Post…) die Reallöhne nicht gesichert. Die Erhöhungen waren zu gering und treten erst nach vielen Nullmonaten in Kraft – zum Teil über 1 Jahr später, die Laufzeiten sind viel zu lang, meist 2 Jahre oder noch länger. Die steuer- und abgabenfreie Inflationsprämie sieht auf den ersten Blick nach viel aus, ist aber nicht nachhaltig und verpufft, weil es nicht in die Tabelle fließt. Da braucht es erheblich mehr Druck auf die Gewerkschaftsführung, dass nicht vorschnell abgeschlossen wird, ohne die Kampfkraft der Kolleginnen und Kollegen auszuschöpfen.
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Flyer zum Herunterladen:
https://vernetzung.org/wp-content/uploads/2023/04/Flyer-MT-Nr-1-2023.pdf