Überall in München hängen die Plakate des Bündnisses NOlympia.
Darauf stehen viele bekannte Organisationen: BUND Naturschutz München, Grüne München, Landesbund für Vogelschutz, ÖDP, Die Linke, Attac, Green City, NaturFreunde, Jugendverbände und andere.
Aber was sofort ins Auge fällt: Keine einzige Gewerkschaft ist dabei!
Als Arbeiter, Gewerkschaftsmitglieder, fragen wir uns: Wo bleibt unsere Stimme zu Olympia?
Bei Olympia geht es nicht um ein bisschen Sport oder Stadtimage. Es geht um Arbeit, um öffentliche Gelder, um soziale Verantwortung – also um genau das, wofür Gewerkschaften eigentlich stehen sollten.
Eine Olympiabewerbung bedeutet Milliarden! aus der Stadtkasse – für ein paar wenige die kurzfristig Profit machen werden, während wir als Münchner*innen langfristig die Rechnung zahlen werden. Während einige Kasse machen, schuften andere unter Druck und Unsicherheit. Und am Ende zahlt die Allgemeinheit wieder. Großbaustellen, steigende Bodenpreise und befristete Jobs mit schlechten Bedingungen sind nur der beginn dieser Kosten.
Gleichzeitig läuft München längst auf dem Zahnfleisch. In Kliniken, bei der MVG, in der Verwaltung, in Kitas und Schulen fehlt überall Personal. Die Leute sind am Limit.
Und jetzt soll plötzlich Geld für Olympia da sein – für ein paar Wochen Glanz und Show?
Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die diese Stadt Tag für Tag am Laufen halten.
Jetzt steht der Bürgerentscheid vor der Tür. Und was passiert?
Mit offiziellen Wahlunterlagen an die Bürgerinnen und Bürger wurde gleich die Olympia-Werbung vom Stadtrat beigelegt, ohne beide Seiten aufzuzeigen – bezahlt mit Steuergeld. Auf der Wiesn, einem privaten Volksfest, prangt Olympia-Werbung, ebenfalls finanziert von der Stadt. Und selbst die Busse der MVG fahren inzwischen mit Olympia-Logos herum. Offenbar werden keine Kosten und Mühen gescheut, um uns das Ganze als „Chance für München” zu verkaufen.
Ein Blick nach Athen, London oder Rio zeigt, wohin das führt: Nach dem Glanz kamen Schulden, leere Versprechen und verlassene Sportstätten. Gewinne flossen an private Unternehmen, die Kosten blieben bei den Kommunen. Öffentliche Gelder werden durch die Konzerne regelrecht aufgesaugt. Und jetzt will München denselben Weg gehen.
Und die Gewerkschaften? Schweigen.
Vielleicht, weil sie zu nah dran sind an der Politik. Weil die alte Sozialpartnerschaft bequemer ist als die klare Kante. Dabei ist sie längst einseitig aufgekündigt – von der Arbeitgeberseite. Trotzdem halten viele Funktionäre an ihr fest, als ginge es um ein Heiligtum. Aber Solidarität heißt nicht, still zu bleiben. Solidarität heißt, den Mund aufzumachen, wenn öffentliches Geld verschwendet und soziale Gerechtigkeit mit Füßen getreten wird.
Die Gewerkschaften sollen endlich wieder dort stehen, wo sie hingehören – an der Seite der Beschäftigten, nicht an der Seite der Investorinnen und Arbeitgeberinnen. Denn von einem Großereignis wie Olympia profitieren vor allem die Baukonzerne, Hoteliers, Immobilienentwickler und die Tourismusbranche, die durch öffentliche Gelder und Großaufträge enorme Gewinne erzielen. Auch die politische Elite nutzt das Ereignis, um sich mit Prestigeprojekten zu profilieren und wirtschaftliche Interessen unter dem Deckmantel sportlicher Begeisterung durchzusetzen.
München braucht keine Olympia-Show, sondern Entlastung im Alltag: bezahlbaren Wohnraum, faire Löhne, funktionierende Krankenhäuser, gute Arbeitsbedingungen. All dies könnte mit den öffentlichen Geldern finanziert werden, die für Olympia draufgehen sollen.
Ein Nein zur Olympia-Bewerbung ist kein Nein zum Sport. Es ist ein Ja zur sozialen Verantwortung – und ein Appell an die Gewerkschaften, wieder klar Stellung zu beziehen: Für die Interessen der Arbeiter*innenklasse, die sie eigentlich vertreten sollen.