Ausbilden statt Ausbeuten!
Der Ausbildungsreport 2023 der DGB-Jugend deckt erneut Missstände in der Ausbildung auf. Es wird deutlich, dass Auszubildende vor allem eins sind – billige Arbeitskräfte.
Große Unzufriedenheit
Fast 3 von 10 Azubis sind demnach unzufrieden mit ihrer Ausbildung, jeder sechste Azubi würde die Ausbildung in seinem Ausbildungsbetrieb nicht weiterempfehlen.
Gründe für Unzufriedenheit gibt es durchaus reichlich:
Aus der Studie geht hervor, dass fast jeder Dritte Azubi regelmäßig Überstunden machen muss, die sich in der Woche auf durchschnittlich 3,6 Stunden anhäufen. Für knapp 10 Prozent werden diese Überstunden weder bezahlt noch gibt es einen Freizeitausgleich.
Ein Ausbildungsgehalt, das zum Leben reicht? Fehlanzeige! Die durchschnittliche Ausbildungsvergütung der befragten Azubis über alle Ausbildungsjahre hinweg beträgt 929 Euro brutto. Damit lebt ein großer Teil der Azubis unter der Armutsgrenze.
Neben den Arbeitszeiten und der Vergütung besteht auch im Bereich der Ausbildungsqualität großer Verbesserungsbedarf: Obwohl ein betrieblicher Ausbildungsplan, in dem Ablauf und Inhalte der Ausbildung festgeschrieben sind, gesetzlich vorgeschrieben ist, haben mehr als ein Drittel einen solchen nicht. Auch für ausbildungsfremde Tätigkeiten werden Azubis nach wie vor herangezogen. Fast die Hälfte der Azubis bewertet die fachliche Qualität des Berufsschulunterrichts als befriedigend oder noch schlechter.
Nach der Ausbildung wartet Perspektivlosigkeit
Ist die Ausbildung einmal abgeschlossen, bedeutet das für die meisten Ausgelernten eher Perspektivlosigkeit als Aussicht auf eine sichere Lebensplanung: Selbst im letzten Ausbildungsjahr wissen mehr als vier von zehn Azubis nicht, ob sie übernommen werden. Für jeden vierten Azubi von denen, die übernommen werden, ist die Übernahme auf ein Jahr beschränkt.
Gesetzliche Vorgaben durchsetzen – Interessensvertretungen stärken!
Der Ausbildungsreport belegt somit eine Reihe von Verstößen gegen das Berufsbildungsgesetz, welches sowieso schon viel zu kurz greift. Es zeigt sich: Es braucht starke gewerkschaftliche Strukturen der Interessensvertretung im Betrieb, besonders für Auszubildende, allein damit die gesetzlich festgeschriebenen Vorgaben eingehalten werden! Dabei darf man aber nicht stehen bleiben, es gilt, mit Gewerkschaft und Interessensvertretungsgremien für die Ausweitung der Azubirechte zu kämpfen.
Als Azubis gemeinsam kämpfen – gegen die Interessen der Unternehmen!
Aus der Studie geht deutlich hervor, dass Arbeitgeber in der Ausbildung nur die nötigsten Fachkenntnisse vermitteln wollen, die gebraucht werden, damit sie profitabel arbeiten können. Somit steht das Profitinteresse der Unternehmen dem Interesse der Azubis an einer umfänglichen und qualitativ guten Ausbildung, einem Azubigehalt, das zum Leben reicht und einer unbefristeten Übernahme entgegen. Nicht vergessen werden dürfen dabei die rund 300 000 Jugendlichen, die jedes Jahr erst gar keinen Ausbildungsplatz bekommen. Gleichzeitig klagen Arbeitgeber lautstark über den Fachkräftemangel in bestimmten Branchen – schaut man sich die Ausbildungsbedingungen und den Mangel an Ausbildungsplätzen an, ist dies nicht weiter verwunderlich.
Die SDAJ hat eine lange Tradition beim Kampf um bessere Ausbildungsqualität. Die Bundesvorsitzende Andrea Hornung kommentiert den Ausbildungsreport mit folgenden Worten: „Azubis dürfen nicht länger nur als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden! Was wir brauchen, ist eine gesetzliche Garantie auf eine betriebliche Ausbildung, die uns in unseren Fähigkeiten und Interessen fördert, die uns nicht an den Rand der Erschöpfung bringt und von der wir gut leben können. Für die bessere Planbarkeit unserer Zukunft brauchen wir zudem eine Garantie auf unbefristete Übernahme.“ Dafür kämpft die SDAJ zusammen mit den Gewerkschaftsjugenden, den Azubis im Betrieb und im Rahmen von Tarifrunden, wie bei der jetzt anstehenden Tarifrunde der Länder.
Pressemitteilung der SDAJ