Solidarität mit dem Streik der Kolleg*innen bei Gorillas!

Seit mehreren Wochen gibt es wiederholte Streiks von Beschäftigten des neuen Lieferdienstunternehmens Gorillas in Berlin, das Lebensmittel von lokalen Lagern durch „Rider“ genannte Fahrradkuriere in die Wohnungen bringen lässt. Die Streikenden fordern unter anderem bessere Arbeitsbedingungen, Schutzausrüstung und ein Ende der willkürlichen Kündigungen, die als Union-Busting-Methode gegen die Beschäftigten eingesetzt werden. Gleichzeitig kämpfen sie für die Gründung eines Betriebsrates.

Das Unternehmen, das vor einem Jahr als ein Start-Up gegründet wurde, hat während der Pandemie Hunderte Millionen Euro an Investitionen bekommen und ist europaweit im Vergleich zu seinen Konkurrenten am schnellsten gewachsen. Aber auf wessen Kosten?

Natürlich auf Kosten der Beschäftigten, deren Löhne an der Armutsgrenze liegen, die eine enorme Arbeitsbelastung haben und aufgrund zu schwerer Rucksäcke sogar mit Rückenverletzungen kämpfen. Eine der Forderungen der Kolleg*innen ist, dass die sechsmonatige Probezeit abgeschafft wird, sowie, dass es keine befristeten Arbeitsverträge mehr geben soll, da diese die Belegschaft für Union-Busting-Methoden angreifbar macht. Über 90 Prozent der Rider haben befristete Verträge.

Die Befristungen und die willkürlichen Kündigungen führen auch dazu, dass bei manchen Beschäftigten der Aufenthaltstitel in Deutschland bedroht ist, da ein Großteil der Belegschaft aus migrantischen Arbeiter*innen besteht.

Die bisherigen Streiks bei Gorillas gingen direkt von der Belegschaft aus und waren meistens spontane Reaktionen der Arbeiter*innen auf die Politik des Managements. Die ersten Streiks waren gegen die grundlose Kündigung eines Kollegen gerichtet. Im Laufe der Aktionen kamen weitere 19 Forderungen wie die Abschaffung der Probezeit und vollständige Zahlung der Löhne hinzu. Hier kann man alle Forderungen nachlesen, die von einer Streikversammlung seitens der Beschäftigten beschlossen wurden.

Die Kolleg*innen unterschiedlicher Gewerkschaften haben sich im Laufe des Kampfes in einer gemeinsamen Basisstruktur, dem „Gorillas Workers Collective (GWC)“ (dt. „Kollektiv der Arbeiter*innen bei Gorillas“) zusammengeschlossen. Das GWC funktioniert nach basisdemokratischen Prinzipien, sodass alle Entscheidungen über Forderungen und Streiks an Aktionstagen in breiten Versammlungen getroffen werden.

Bisher war die Unterstützung der Gewerkschaften für den Kampf nicht sehr groß. NGG und die FAU, die beide Mitglieder in der Belegschaft besitzen, haben bei der Gründung des Wahlvorstandes für den Betriebsrat juristisch geholfen. In den letzten Wochen wurde auch ver.di auf den Kampf aufmerksam und hat inzwischen eine Zusammenarbeit angeboten. Es ist aber dringend nötig, dass die DGB-Gewerkschaften die Streiks aktiv unterstützen, um die Isolation des Kampfes zu überwinden und sie mit den Kämpfen anderer Belegschaften, besonders im Handel, zusammen zu bringen.

Dabei ist wichtig, dass die Kontrolle der Streiks und Organisierung bei den Beschäftigten selbst bleibt und alle Entscheidungen in Versammlungen der Arbeiter*innen getroffen werden. Außerdem ist es wichtig, dass aus diesem Kampf heraus Alternativen zu Co-Management und Sozialpartnerschaft aufgezeigt werden. Hier kann ein kämpferischer Ansatz für Demokratisierung von Streiks entstehen, der auch auf andere Bereiche ausstrahlt.

Aktuell streiken auch die Kolleg*innen im Einzelhandel, die mit ver.di im Rahmen der Tarifrunden für bessere Arbeitsbedingungen streiten.

In diesem Zusammenhang ist es auch nötig, eine gewerkschaftliche Strategie zu entwickeln, wie ein gemeinsamer Kampf gegen prekäre Beschäftigungsverhältnisse, das Prinzip „Hire and Fire“und gegen befristete Arbeitsverträge für alle Arbeiter*innen entwickelt werden kann. Denn diese erlauben es Unternehmen wie Gorillas, aber auch anderen großen Handelsketten, unliebsame Beschäftigte einfach loszuwerden, indem sie die Verträge auslaufen lassen.

Als Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften (VKG) unterstützen wir die Forderungen der Kolleg*innen bei Gorillas und ihre Streiks. Wir denken, dass alle Gewerkschaften (ver.di, NGG und FAU), die in dem Kampf aktiv sind, zusammenarbeiten sollten.

Wir denken, dass es sinnvoll ist, den Kampf bei Gorillas mit anderen Streikbewegungen in Berlin wie im Einzelhandel oder in den Berliner Krankenhäusern zu verbinden, gemeinsame Streik- und Aktionstage sowie Versammlungen demokratisch gewählter Vertreter*innen aus Belegschaften für gemeinsame Forderungen zu organisieren. Ebenfalls fordern wir, dass die DGB-Gewerkschaften im Falle möglicher Repressionen jegliche rechtliche Unterstützung leisten und jegliche Forderungen der Kolleg*innen unterstützen, inklusive der Organisierung von Streiks für einen Tarifvertrag sowie der Legalisierung der aktuellen Streiks.

Am 18. September rufen wir als VKG Berlin gemeinsam mit anderen Initiativen zur Demonstration „Gemeinsam auf die Straße – Öffentlich statt Privat“, um als Arbeiter*innen unterschiedlicher Bereiche wie auch als Mieter*innen, mit gemeinsamen Forderungen auf die Straße zu gehen. Wir laden die Kolleg*innen von Gorillas und allen anderen Lieferdiensten herzlich ein, sich an der Demonstration zu beteiligen, und ihre Forderungen mit hunderten weiteren Kolleg*innen stark zu machen.

Die Beschäftigten von Gorillas führen auch eine Solidaritäts- und Spendenkampagne für eine Streikkasse für die streikenden Beschäftigten. Wir laden alle Kolleg*innen und Gewerkschaftsmitglieder dazu ein, auf das untenstehende Konto zu spenden und Solidaritätserklärungen zu verfassen, die ihr gerne an info@vernetzung.org schicken könnt. Weitergehende Informationen über die Streikbewegung sind auf den Social-Media-Seiten des Gorillas Workers Collective zu finden.

Für Spenden:

Name: fairsichern community e.V
IBAN: DE48430609677918887700
BIC: GENODEM1GLS
Verwendungszweck: SPENDEKX6HV9

Info: Spenden werden für Streikgeld, Streikmaterial, Rechtskosten, Hilfe bei Lohnverzögerungen seitens Gorillas Workers Collektive ausgegeben. Link zur Quelle: https://twitter.com/GorillasWorkers/status/1410523702895300608

Flyer Gorillas

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