Boschaktionstag in München am 19. November: eine bemerkenswerte Kundgebung mit positiven Elementen

Am Aktionstag in München nahmen insgesamt ca. 500 Kolleg*innen teil. Außer vom Münchner Werk Berg am Laim nahmen auch  Kolleg*innen anderer Bosch-Standorte teil, so aus den Standorten Stuttgart-Feuerbach,  Nürnberg, Immenstadt, Bamberg. Auch Daimler-Kolleg*innen aus Stuttgart waren angereist, ebenso Delegationen von Münchner Betrieben wie MAN, BMW, Kraus Maffei. Darüber hinaus waren auch etliche linke und Umwelt-Organisationen vertreten und einige ver.di Kolleg*innen. Diese „bunte Mischung“ der Teilnehmer*innen war für eine von der IGM organisierte Kundgebung bemerkenswert.

Aber nicht nur das, sondern auch wer alles reden durfte: Neben dem BR-Vorsitzenden von Bosch München, der ersten Bevollmächtigtne der IGM München, einige Vertreter der anwesenden Bosch-Standorte und der an der Kundgebung teilnehmenden Delegierten der Münchner Betriebe und ein Betriebsrat von Daimler Stuttgart-Untertürkheim konnte auch eine Vertreterin des Antikapitalistische Klimatreffens Münchens und der stellvertretende VK-Leiter der Münchner Verkehrsbetriebe sprechen. Die allermeisten Redner*innen (inklusive der ersten Bevollmächtigten und des VK-Leiters von BMW) bezogen sich positiv auf der Ankündigung des Betriebsratsvorsitzenden von Bosch München, wenn es zu einem Abtransport der Maschinen kommen würde, sich an diese anketten zu wollen. Allein dieses verbale Bekenntnis zu einer doch recht radikalen Aktionsform (unabhängig davon, ob es dann tatsächlich dazu kommen wird) war überraschend und hat unsere Erwartungen übertroffen.

Das Ziel – der Erhalt des Standortes – wurde von Sybille Wankel als mit einem Sozialtarifvertrag erreichbar dargestellt. Sogar die etwas linksradikaleren Kräfte des „Antikapitalistische Klimatreffens“ forderten auf einem ihrer Transparente den „Kampf für einen Sozialtarifvertrag“ wie fast alle anderen Redner*innen auch. Zwei Redner hatten kritische Bemerkungen zu diese Form der Auseinandersetzung. Der IGM Betriebsbetreuer für Bosch München meinte, dass der Kampf für einen Sozialtarifvertrag völlig unzureichend sei, denn dieser bedeute von vornherein die Aufgabe des Kampfes um alle Arbeitsplätze und um den Erhalt des Standortes. Eine solche Aussage, die der offiziellen Linie der IGM widerspricht, war bisher in der Münchner IGM nicht denkbar.

Insgesamt war dies eine für Münchner Verhältnisse bemerkenswerte Kundgebung. Wie die Belegschaft von Bosch München kämpfen darf, wird wahrscheinlich nicht nur in München entschieden. So wie der Boschvorstand auf die Anliegen der verschiedenen Belegschaften zentral (nicht) reagiert, wird der IGM-Vorstand (dessen Mitglied Sybille Wankel ist) wohl auch mehr oder weniger entscheidenden Einfluss darauf nehmen wollen, welche Taktik und Strategie die IGM zu Bosch bundesweit fahren soll.

Deshalb blieben die nächsten Kampfschritte der Belegschaft von Bosch München und der IGM-München angesichts der absoluten Verweigerungshaltung des Boschvorstandes offen. Es ist nicht zu erwarten, dass diese Kundgebung und die anderen an den Bosch-Standorten Bühl und Arnstadt am gleichen Tag beim Bosch-Vorstand Verhandlungsbereitschaft erzeugen wird. Da braucht es noch mehr Druck. Es wurde zwar gesagt, dass der Kampf weiter gehen wird, wenn keine Verhandlungsbereitschaft zu erkennen sei. Wie und mit welchen weiteren eskalierenden Aktionsformen wurde jedoch nicht bekannt. Die Münchner Gewerkschaftslinke (Teil der VKG) hat in ihrem dort verteilten Flugblatt einige Vorschläge für weitere Aktionen genannt (siehe Flyer). Gleichzeitig erteilt dieses Flugblatt dem Kampf für einen Sozialtarifvertrag eine Abfuhr. Der Flyer wurde von fast allen Teilnehmer*innen genommen, so dass eine kleine Hoffnung besteht, dass diese Vorschläge in die Diskussion im Betrieb einfließen.

Flyer der Münchner Gewerkschaftslinken:

Flyer Bosch Aktionstag 19 Nov2021 MüGeLi

Solidaritätsgruß der VKL Daimler-Untertürkheim:

Soli Bosch München 19.11.2021

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