Briefwechsel zur beschlossenen Tarifforderung der IG Metall

Hallo Kolleg/Innen vom IG-Metall-Vorstand,

dass Ihr Euch nicht schämt, 8% als „gerechten Arbeitgeberbeitrag“ zu bezeichnen! Angesichts einer Inflationsrate (und angesichts angekündigter weiterer Inflation) von der jetzt schon absehbar ist, dass sie deutlich über dieser Marge liegt!

Und angesichts der „Opfer“ der vergangenen Jahre, wo der Tarifsockel seit Langem schon deutlich hinter der Teuerungsrate zurückgeblieben ist).

Seid Ihr schon so abgehoben von der Lebenswirklichkeit unserer (auch Eurer) Kolleg/Innen oder seid Ihr selbst zu Bütteln der Arbeitgeberseite und Politikerblase geworden, die mit diesen gemeinsam weitere Opfer und Verarmung verordnen und steuern?

Willi Bleicher würde sich im Grabe umdrehen, wüsste er was aus Euch geworden ist.

Empörte, unfreundliche Grüße

Manfred Jansen

ehemalig Betriebsratsvorsitzender bei KBA-Metal-Print in Stuttgart

Aktiv im Zukunftsforum Stuttgarter Gewerkschaften

Liebe Nadine,

dass Du mir geantwortet hast, hat mich gefreut. Dank dafür.

Ich kenne das Tarif-Prozedere, vom Erstellen der Forderung über die Art und Weise, der Verhandlungsführung  und der „Begleitmusik-Rituale“, die schon lange nicht mehr (den Erfolg erzwingend) unsere ganze Kraft in die Waagschale werfen aus langjähriger eigener Erfahrung.

Ich weiß aber auch um die richtungsweisende und letzten Endes entscheidende Rolle, welche die Vorstände auf der jeweiligen Ebene dabei tatsächlich spielen.

Es ist eine Tatsache, dass dabei seit Jahren die Weichen (den Tarif-Sockel betreffend), tendenziell auf Reallohn-Verlust gestellt sind. Hinzu kommt: Die (warenkorb-statistisch errechneten) Inflationsraten widerspiegeln nicht korrekt die tatsächlichen Belastungen des überwiegenden Teils unserer Mitglieder.

Einst schrieb unsere IG-Metall eine „aktive Lohnpolitik“ auf ihre Fahnen.

– Ausgleich der Inflation

– Anteil an der Produktivitätssteigerung

– Umverteilungsfaktor des gesellschaftlichen Reichtums zu Gunsten der Beschäftigten.

Auch damals spielte die Führung eine orientierende Rolle, nur dass Kollegen wie Willi Bleicher eben nicht mit dem Kopf der Unternehmer und der sie fördernden Politiker dachten, sondern ihre Politik auf die Interessen der Kolleg/Innen ausrichteten.

Mit dem Ergebnis übrigens, dass die IG-Metall die größte Einzelgewerkschaft der Welt war und ein eigenständiger Arbeiter-orientierter politischer Faktor.

Die jetzige Forderung (und erst recht der zu erwartende Abschluss) ignorieren aber von vorneherein die Höhe der mit Sicherheit kommenden Inflation. Zu befürchten ist, dass dies Resignation und Enttäuschung und dadurch zur Degeneration und Schwächung unserer Organisation führt.

Meine geäußerte (und andauernde) Empörung wurzelt in dieser Sorge.

Mit freundlichen Grüßen

Manfred Jansen

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