Statt erzwungenem Verzicht und Job-Kahlschlag: Alle gemeinsam für Arbeitsplätze und Löhne kämpfen! Solidarität ist unsere Stärke!

aus dem Betriebsflyer des Stuttgarter Metallertreffs

Alles ist anders. Die Corona-Pandemie beschleunigt eine der größten Weltwirtschaftskrisen der Geschichte. Die spürbaren Folgen sind Entlassungen, Betriebsschließungen, Verlagerungen, Lohnkürzungen, Sozialabbau, steigende Arbeitslosigkeit. Das Virus ist nur der Auslöser, die Ursache aber ist das kapitalistische System. Die soziale Ungleichheit wird vertieft. Reiche werden noch reicher, während immer mehr arbeitende und erwerbslose Menschen auf der Strecke bleiben. Konzerne kassieren Milliarden Steuergelder, schütten davon Dividenden und Boni aus, aber vernichten gleichzeitig unsere Jobs. Das wollen wir nicht hinnehmen! Wir wollen keine Konjunkturprogramme, die die Taschen der Reichen weiter füllen. Die Reichen müssen für die Krise bezahlen. Denn: Die reichsten zehn Prozent besitzen so viel Vermögen wie die Hälfte der Bevölkerung. Hier muss das Geld für die Krisenbewältigung herkommen – nicht durch Kürzungen und Lohneinbußen bei den Beschäftigten, nicht durch Entlassungen und höhere Steuern für die Allgemeinheit.

Gemeinsam den Kampf gegen Entlassungen führen!

Die IG-Metall-Kampagne „Solidarität gewinnt“ führte Mitte September in Baden-Württemberg in etlichen Betrieben zu Protesten gegen Personalabbau, Werksschließungen und Sparpläne: Verschiedene Mahle-, Daimler-, Continental- und Bosch-Standorte, MAN Mann-heim, Mann und Hummel, Eberspächer, Balluff u.a

Bemerkenswert bei all diesen Aktionen war, dass stets KollegInnen aus anderen Betrieben die Proteste solidarisch unterstützten. Bei diesen Aktionen, bei der Funktionärskonferenz in Baden-Württemberg und der Delegiertenversammlung in Stuttgart Ende September wurde mehrmals von KollegInnen eine alle verbindende große Manifestation gegen die Angriffe des Kapitals, gegen die Entlassungswellen und Standortschließungen angesprochen als nächster Schritt nach den einzelbetrieblichen Aktionen. Das unterstützen wir ausdrücklich! Wir müssen unsere Kräfte bündeln! Wir Lohnabhängigen haben die gleichen Interessen. Jahrelange Erfahrungen vieler KollegInnen zeigen: Verzicht rettet keine Arbeitsplätze! Nur gemeinsamer Kampf hilft, die eigenen Interessen zu verteidigen.

Konzept gegen Jobvernichtung

In der nächsten Zeit ist eine Zunahme von Betriebsschließungen und Entlassungen zu erwarten. Ein Konzept zur Verteidigung der Arbeitsplätze ist überfällig, vielleicht mit Forderungen wie Enteignung der Bosse, Überführung in Gemeineigentum, Konversion der Produktion, demokratische Kontrolle und Verwaltung durch Belegschaften. Dafür müssen wir die Gewerkschaften mobilisieren. Wenn ein Betrieb geschlossen werden soll geht es um Streiks, auch um die Besetzung von Betriebstoren oder Werkhallen, um den Abtransport von Maschinen und Produktionsanlagen zu verhindern, um Mobilisierung von Solidarität anderer Betrieben und Branchen. Solidaritätskomitees können dies ggf. gut organisieren. Notwendig ist eine IG Metall-Konferenz aller bedrohten Belegschaften, um den Kampf gemeinsam zu führen und Solidarität zu aufzubauen.

Arbeitszeit verkürzen jetzt – aber mit vollem Lohnausgleich!

Die vom IGM-Vorsitzenden Jörg Hofmann eingebrachte Forderung nach einer 4-Tages-woche wurde bei der Stuttgarter Delegiertenversammlung und der Funktionärsversammlung begrüßt, aber in vielen Rede- bzw. Chat-Beiträgen wurde voller Lohnausgleich gefordert, im Gegensatz zu J. Hofmann, der nur von einem „gewissen“ Lohnausgleich spricht. Denn die Kolleginnen und Kollegen brauchen ihr Einkommen. Statt Entlassungen, Betriebsschließungen und Massenarbeitslosigkeit wollen wir, dass die vorhandene Arbeit auf alle verteilt wird. Deshalb fordern wir die 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich. Um Arbeitsverdichtung zu verhindern bzw. zurückzunehmen und neue Stellen zu schaffen, braucht es auch einen Personalausgleich. Wir wollen auch nicht, dass die 4-Tage-Woche eine „Wahlmöglichkeit für Betriebe“ sein soll, wie Jörg Hofmanns Vorschlag es vorsieht, sondern tariflicher Standard für ALLE Betriebe sein muss, sonst werden keine Arbeitsplätze geschaffen.

Nein zu Lohnverzicht! Wir wollen eine kräftige Lohnerhöhung!

Die Reallöhne in Deutschland sanken in der Coronakrise so stark wie noch nie, wesentlich stärker als in der Krise 2008/2009. Laut Statistischem Bundesamt lagen die Reallöhne in den 3 Monaten von April bis Juni um 4,7 Prozent unter dem Vorjahresquartal: niedrigere Einkommen wegen Kurzarbeit und Entlassungen, wegen Verzichtsvereinbarungen u.a. Die letzte tabellenwirksame Tariferhöhung gab es Anfang 2018. Das tarifliche Zusatzentgelt TZuG wurde durch etliche betriebliche Vereinbarungen kassiert. Die Tarifrunde Anfang diesen Jahres war eine Nullnummer. Deshalb fordern wir für die kommende Tarifrunde neben Arbeitszeitverkürzungen auch eine kräftige Lohnerhöhung: zwischen 5 und 6 Prozent, mindestens aber 150 bis 200 Euro! Für Auszubildende fordern wir 100 Euro mehr. Nur so sichern wir die Lebenshaltungskosten ab. Wir müssen uns einmischen in die betrieblichen Diskussionen um die Forderungen für die anstehende Tarifrunde.

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hetzt bereits gegen Arbeitszeitverkürzung und nennt dies „totales Gift“. Südwestmetallchef Stefan Wolf will eine Nullrunde sowie Zuschläge und Sonderzahlungen kürzen. Dies weisen wir entschieden zurück! Dass wir auch unter Corona-Bedingungen kämpfen können, zeigen all die betrieblichen Aktionen, zeigen auch die Kolleginnen und Kollegen des Öffentlichen Dienstes in ihrer Tarifrunde.

Hier der komplette Betriebsflyer zum Herunterladen:

https://www.vernetzung.org/wp-content/uploads/2020/10/Flyer-TR-IGM-final3.pdf

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