Streik bei Thyssen-Krupp

Stammbeschäftigte kämpfen für Übernahme von Befristeten

Ende Juni endete die 3-jährige Befristung eines Kollegen im Kaltwalzwerk I in Duisburg-Hamborn, ein Werk der Thyssenkrupp Steel Europe AG, die weltweit ca. 28.000 Beschäftigte hat, die meisten davon in NRW. Mündlich war dem Kollegen zugesichert worden, dass er übernommen wird. Insbesondere auch deswegen, weil, wie in vielen anderen Bereichen der Hütte auch, in seiner Abteilung Unterbesetzung herrscht. Von dieser Entscheidung betroffen waren aber auch alle übrigen Befristeten auf der Hütte. Die Kollegen waren empört, zum einen wegen der gebrochenen Zusage, aber auch, weil die Unterbesetzung damit weiter verschärft wird und die zu viele schwere Arbeit den Kollegen die Knochen kaputt macht. In der Frühschicht am Samstag, 20. Juni war man sich schnell einig: „Das geht jeden von uns an.“ Eine Unterschriftenliste war schnell erstellt und ging sofort von Hand zu Hand. Am Ende trat die Frühschicht in den Streik, dem sich die Mittags- und auch die Nachtschicht anschlossen und so streikten sie mehrere Tage. Folgende Forderungen wurden vereinbart und am Tor ausgehängt:

Unbefristete Übernahme aller bisher befristet eingestellten Kollegen!
Unbefristete Übernahme aller Auszubildenden!
Keine Abwälzung der Krisenlasten auf den Rücken der Arbeiter und Angestellten!

Die Werkleitung machte zuerst eine vage Aussage auf Übernahme, nahm sie aber zurück, als der Streik nicht sofort beendet wurde. Sie setzte dann noch eins drauf mit der Ankündigung, weitere Schichten abzubauen und ging dann über in Spaltungsversuche: Die Arbeitsplätze würden gebraucht für Kollegen aus den Werksteilen in Hüttenheim, denen Schließung droht, sowie für die Übernahme von Auszubildenden. Bei den Streikversammlung waren sich die KollegInnen aber schnell einig: Alle, Auslerner und Befristete brauchen Festanstellungen!

Im Wochenanzeiger Duisburg schreibt Claus Thies dazu: „Daraufhin wurde der Druck von Seiten der Werksleitung erhöht. Das sei ein „wilder“ Streik und damit illegal! Gleichzeitig wurde versucht, Kollegen auch in Einzelgesprächen deutlich zu machen, sie hätten von Seiten der Werksleitung kein Entgegenkommen zu erwarten. Damit deutet der Vorstand an, wie er in Zukunft seine Pläne durchsetzen will. Mit einer kompromisslosen Haltung gegenüber der Belegschaft, mit Spaltungsmanövern, Verdrehungen und gegenseitigem Ausspielen von Kollegen. Angesichts dieser, für die meisten Beteiligten neuen Situation, fand sich keine Mehrheit für eine Fortführung des Streiks. Dazu fehle es an einer breiteren Beteiligung auch anderer Bereiche der Hütte.“ Der Kampf war damit aber nicht beendet. Es wurden verschiedene Protestaktionen vor dem Werkstor und am letzten Samstag eine Kundgebung auf dem Hamborner Altmarkt organisiert, um den Druck auf die Werkleitung aufrecht zu halten und das Thema in die Duisburger Bevölkerung zu tragen. Denn auch die Tageszeitungen schwiegen das Thema tot – erst nach über einer Woche, nach der Kundgebung, kam der 1. Bericht in der WAZ, und auch da nur in der Stadtteilausgabe für den Duisburger Norden.

Der IG Metall Duisburg ist dieser Kampf ebenso keine Meldung wert. Auch 9 Tage nach Beginn kein Wort auf ihrer Homepage dazu. Die Ignoranz der IG Metall gegenüber kämpfenden Belegschaften hat sich in der Pandemie weiter verstärkt. Es ist eine absolut katastrophale Entwicklung, wenn eine Gewerkschaft ihren Aufgaben nicht mehr nachkommt. Allerdings gab es zahlreiche Solidaritätsbekundungen aus anderen Betrieben, sogar anderen Ländern, was zeigt, dass die Kollegen noch anders ticken.

Das bemerkenswerte dieses Streiks ist die große Solidarität der Belegschaft untereinander, dass sie sich nicht spalten lässt in Befristete, Leiharbeiter, Auszubildenden, Stammbeschäftigte, sondern die gemeinsamen Interessen erkennt und einen gemeinsamen Kampf führt. Bemerkenswert ist auch die Forderung: Keine Abwälzung der Krisenlasten auf den Rücken der Arbeiter und Angestellten! Zeigt dies doch, dass der Blick über den Betrieb hinausgeht und die gesellschaftlichen Zusammenhänge erkannt werden.

Im „Kommunistische Manifest“ heißt es sehr passend: „Von Zeit zu Zeit siegen die Arbeiter, aber nur vorübergehend. Das eigentliche Resultat dieser Kämpfe ist nicht der unmittelbare Erfolg, sondern die immer weiter um sich greifende Vereinigung der Arbeiter.“

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