Tarifverhandlungen bei Galeria: Störfeuer aus dem Gesamtbetriebsrat

Am letzten Mittwoch, 26. Juli 2023, wurde in Frankfurt wieder über die Bezahlung der Beschäftigten bei Galeria Kaufhof/Karstadt verhandelt. Die Geschäftsleitung hatte im Laufe des letzten Insolvenzverfahrens den gültigen „Sanierungstarifvertrag“, der eine schrittweise Angleichung an die Tarifverträge im Einzelhandel vorsah, gekündigt. Offensichtlich soll jetzt der Bezug zu den Tarifverträgen vollends gekappt werden und eine gänzlich andere Regelung durchgesetzt werden.
Im Vorfeld dieser Verhandlungsrunde gab es einen sehr ausführlichen Artikel in der WAZ Mediengruppe, der sich mit den Bedingungen bei Galeria vor den Verhandlungen beschäftigte. Dabei wurde heraus gestellt, dass offensichtlich ein Mitglied aus dem Gesamtbetriebsrat, es wurde gemunkelt, es handelt sich um den Vorsitzenden, der auch Mitglied im Aufsichtsrat ist, gegen die Forderung von ver.di die vollkommene Angleichung an die gültigen Tarifverträge ausgesprochen hat. Auch Orhan Akman, der ehemalige Abteilungsleiter Einzelhandel im Fachbreich Handel von ver.di und Mitglied im Aufsichtsrat bei Galeria, hatte sich ja schon vor Wochen gegen die Forderung von ver.di ausgesprochen.
In diesem Artikel wurde der Geschäftsführer von Galeria ausführlich zitiert, in dem er darstellen konnte, dass es für Galeria unmöglich sei, die Beschäftigte nach dem Tarifvertrag zu bezahlen und dieser ja sowieso nicht mehr zeitgemäss sei. Er erläuterte, dass es einen extra Tarifvertrag für die Kaufhäuser geben müsse, da die Arbeit, die dort verrichtet werde, nicht mit anderen Vertriebschienen des Einzelhandels vergleichbar sei. Es geht hier also um Grundsätzliches. Wie der Einzelhandelsverband HDE schon vor  Jahren gefordert hat, sollen für die verschiedenen Vertriebsschienen unterschiedliche Tarifverträge geschaffen werden. In diesem Fall für die Kaufhäuser. Dabei wird die Geschäftsleitung offenbar aus Teilen des GBR und dem Ausichtsrat unterstützt. Wie zu erwarten war, gab es bei dieser Verhandlung kein Ergebnis. Die Unternehmensleitung blieb bei ihrer Forderung und ver.di nach Bezahlung der gültigen Tarifverträge, obwohl im Vorfeld erklärt wurde, man könne sich über einen erneuten Stufenplan unterhalten.
Die diesjährigen Tarifverhandlungen im Handel sind wieder einmal äußerst zäh. Die Unternehmer machen „Angebote“, die für die Beschäftigten massive Lohnverluste bedeuten würden. Darauf kann ver.di sich nicht einlassen. Es kann sein, dass es in dieser Tarifrunde um eine grundsätzliche Entscheidung geht. Entweder Beibehaltung der gültigen Flächentarifverträge oder Zerfledderung der Tariflandschaft.

Kommentar von Helmut Born vom 28.07.2023

Weitere Infos im Labournet:

https://www.labournet.de/branchen/dienstleistungen/handel/karstadt/karstadt-greift-nach-kaufhof-immobilien-im-visier/

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