Thesen zur Transformation/Konversion für den Workshop Automobilindustrie

Thesen zu Transformation/Konversion und Arbeitsplätze in der Autoindustrie

  1. Die Konzerne der Auto-Branche können sich die „Transformation“ nur als massiven Angriff auf die Beschäftigten vorstellen: Der Verband der Automobilindustrie hat angekündigt, 178 000 Arbeitsplätze bis 2025 zu vernichten: „Die Transformation der deutschen Automobilbranche hin zu E-Mobilität kann mehr Arbeitsplätze kosten, als Beschäftigte in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen – und dies schon ohne die Folgen der überstürzten aktuellen Diskussion um ein neues Klimaschutzgesetz absehen zu können. Bis zum Jahr 2025 sind mindestens 178 000 Beschäftigte betroffen, bis 2030 mindestens 215 000 Arbeitsplätze –und dies schon auf der Basis der bisherigen Klimaschutzgesetze.“[i]
  2. Die Unternehmer:innen-Vereinigung gibt also den Klimaschutzgesetzen und damit auch der Klimabewegung die Schuld an dem Arbeitsplatzabbau. Sie teilt nicht die Ziele der Klima-Bewegung und der Klimapolitik. Weder die steigenden Emmission im Verkehr noch die Abgasmanipulationen sind den Auto- und Zulieferkonzernen eine Selbstkritik wert gewesen. Sie betreiben ihr Geschäft gegen und auf Kosten der Gesellschaft.
  3. Eine ökologische Verkehrswende und die Sicherung von Arbeitsplätzen können nur gegen das Profitinteresse der Konzerne durchgesetzt werden.
  4. Die IG Metall bekennt sich seit 4 Jahren zur „Transformation“ und fordert seitdem, dass diese „ökologisch und sozial“ sein müsse. Sie orientiert darauf, einzel-betriebliche Alternativkonzepte vorzuschlagen und diese mit Verzichtsangeboten schmackhaft zu machen. Dabei werden die Profitziele der Unternehmen nicht infrage gestellt. Auch die Entscheidungshoheit des Kapitals wird akzeptiert.
  5. Was es nicht gibt:
    1. Positionen der IG Metall zur Verkehrswende:Bewertung von Technologien, von Verkehrsmitteln, von Energieträgern..
    2. Schulungen zu Klimafragen und organisierte Debatten innerhalb der Gewerkschaft zu diesem Thema
    3. Inhaltlicher Austausch mit anderen Gewerkschaften, zB im Verkehrsbereich, oder mit der Klimabewegung
  6. Ebenfalls gibt es keinen Plan mögliche eigene Konzepte gegen die Schließungs- und Verlagerungsstrategie der Firmen durchzusetzen.
  7. Die Erfolglosigkeit der Ansätze der Führung treiben die Menschen zu Resignation, Austritten oder gar in die Hände von Klimaleugner:innen und anderen Rechten.
  8. Die IG Metall muss davon weg kommen, diese Transformation des Kapitals zu erleiden und mit hilflosen Appellen zu begleiten. Nötig sind:
    1. Widerstand mit allen Mitteln,
    2. konzernweite, regionale und branchenweite Bündelung der Kraft: Aktionskonferenzen der Vertrauensleute und Aktiven, demokratische und verbindliche Beschlussfassung über Aktionen
    3. Nutzung der Tarifrunde M+E
    4. Beteiligung der IGM am „Heissen Herbst“ für Reallohnverteidigung, Energiepreisdeckel und Kriegsunterstützungen
  9. Parallel dazu Schulungen der IGM und nach BetrVG zu Klimathemen, Betriebliche Umwelt- und Konversionsausschüsse; Vernetzung mit der Klimabewegung durch Redner:innenaustausch zB auf Betriebsversammlungen.
  10. Eine Umweltbewegung, die daraufsetzt, die Produzent:innen zu gewinnen, nicht nur die Konsument:innen, und eine Arbeiter*innenbewegung, die auf ihre eigene Kraft setzt, statt auf die Anbiederung an das Kapital, könnten gemeinsam wirklich etwas bewegen.
  11. So kann die Kraft aufgebaut werden, die andere Beschäftigungs-Konzepte, andere Produkte und Produktionsverfahren auch gegen den Willen der Konzernführungen durchsetzt. Betriebe, die dichtgemacht werden sollen oder wo Massenentlassungen drohen, können besetzt werden. Sie müssen entschädigungslos enteignet werden und staatlich finanziert werden. Sie können neue Produkte unter Kontrolle der Belegschaft und in Zusammenaerbeit mit Umweltexpert:innen entwickeln und produzieren.
  12. Ein solches Vorgehen hat heute weder in der Klimabewegung noch innerhalb der Gewerkschaft einen grossen Anhang. Aber der Angriff des Kapitals und die fortgeschrittene Zerstörung des Klimas, das ständige Versagen der Politik der IGM-Spitze wie auch die Sackgasse der Klimabewegung erfordern eine konsistente Antwort.

[i] VDA Pressemitteilung 5.6.21

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